13. September – Paulus bei den Philippern

Neu buchstabieren lernen – Was uns Paulus echt lehren kann ist, dass wir (auch dann wenn wir meinen, den Glauben gefunden zu haben) uns immer wieder der Herausforderung stellen müssen, den Glauben in denn Alltag, in die heutige Zeit hinein neu zu buchstabieren. Das heisst nicht, dass wir grundlegende Überzeugungen über Bord werfen sollen, sondern, dass wir versuchen diese in unser Leben hinein zu übertragen. Das braucht je nach Lebensumstände, Umfeld tatsächlich manchmal Veränderungen, Anpassungen, ja sogar Korrekturen. So bleibt der Glaube lebendig, spannend und authentisch. Dann bleibt unser Glaube attraktiv – auch für andere, suchende Menschen.

Heute machten wir uns auf zu dem Ort, an dem Paulus die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden gegründet hat: Philippi. Ganz im Nordosten liegend, mussten wir uns von Thessaloniki aus auf eine längere Reise begeben. Fast 200 Kilometer unglaublich interessante und abwechslungsreiche Landschaft warteten  auf uns. Ebenso die „Taufstelle der Lydia“ (siehe Bibelstelle Apg 16 ganz unten).

Vor ein paar Jahren hat der griechisch-orthodoxe Bischof der Region dieses oktogonale Baptisterium (achteckiger Bau, in dem getauft wurde/wird) bauen lassen. Dem byzantinischen Stil nachempfunden, wurde sie auch ausgemalt. Viele unterschiedliche biblische, legendarische Taufdarstellungen zieren das Gewölbe des Baptisteriums.

Neben einem kleinen Fluss liegend, kann man sich tatsächlich vorstellen, dass vor 2000 Jahren hier Lydia getauft wurde. (Auf dem Foto ist eine andere Reisegruppe zu sehen, die hier eine Tauferinnerung feierten.) Ob „genau hier“ oder auch nicht, spielt keine Rolle, denn die Wirkungsgeschichte kann man nicht verleugnen.

Danach machten wir uns auf zum antiken – und zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden – Philippi. Während die einen aufgrund der starken Sonne und ihres Hungers auf die Führung verzichteten, machte sich ein Teil unserer Reisegruppe auf in die Ausgrabungsstätte. Dabei konnten zwei riesige Basiliken (dreischiffige Kirchen) „gesehen“, ein Amphitheater und ein wunderbar erhaltener, komplett mit Marmorplatten ausgestatteter Marktplatz bestaunt werden.

Die weitere Fahrt führte uns nach Kavala (dem antiken Neapoli), dem Ort, an dem Paulus nach seiner Schiffsreise Fuss auf das europäische Festland setzte. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt machten wir uns wieder auf die 2,5-stündige Rückreise nach Thessaloniki bzw. Peraia am Meer, wo wir den letzten Abend unserer Reise „auf den Spuren des Apostels Paulus“ geniessen konnten.

Morgen geht es wieder nach Hause, zurück in die Schweiz.

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Bibelstelle

„So brachen wir von Troas auf und fuhren auf dem kürzesten Weg nach Samothrake und am folgenden Tag nach Neapolis. Von dort gingen wir nach Philippi, eine führende Stadt des Bezirks von Mazedonien, eine Kolonie. In dieser Stadt hielten wir uns einige Tage auf. Am Sabbat gingen wir durch das Stadttor hinaus an den Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die sich eingefunden hatten. Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirklich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie drängte uns.“ (App 16,11-15)